3 häufige Fehlannahmen und wie Sie es besser machen können

1. Tief einatmen und die Angst vor der Präsentation ist gegessen
Das ist sie nicht. Im Gegenteil. Unter Stress folgt Ihr Körper einem Reflex, nämlich viel einzuatmen, da der Körper sich mithilfe von viel Sauerstoff auf die folgende Herausforderung vorbereitet.

Das ganze System fährt hoch, der Adrenalin- und Cortisolspiegel steigt an, Ihr komplettes Herz- Kreislaufsystem ist auf Touren. Sie haben von allem gerade zu viel in Ihrem Körper, auch Sauerstoff. Sie fühlen starke Aufregung und die Luft, die beim Sprechen durch die Stimmbänder fließt, kann nicht ordentlich dosiert werden. Ihre Stimme zittert. Wenn Sie jetzt noch zusätzlich einatmen, verschlimmern Sie die Situation.

Besser: Atmen Sie bis zum Anschlag aus bis Sie überhaupt gar keine Luft mehr haben, sodass danach reflexartig wieder Luft in Ihre Lunge einströmt. So werden Sie den überschüssigen Sauerstoff erstmal los und atmen direkt im Anschluss automatisch mittels einer gesunden Bauchatmung – statt zuvor einer ungesunden Hochatmung – wieder ein, und zwar automatisch nur so viel Luft wie Ihr Körper benötigt. Diese Tiefatmung tut Ihrem ganzen Organismus gut, denn Ihre im Bauch liegenden Organen werden von Ihrem Zwerchfell, das unten an die Lunge angeschlossen ist, massiert. Zusätzlich kann das Zwerchfell die angemessene Luftmenge wieder gut dosieren. Sie fühlen sich weniger aufgeregt und Ihre Stimme verliert ihr Zittern.

2. Tee trinken hilft bei Stimmproblemen und trockenem Hals
Nur bedingt. Wir haben eine Luftröhre, in der sich unser Kehlkopf mit den darin liegenden Stimmbändern befindet, und dahinter die Speiseröhre. Wenn wir trinken, läuft die Flüssigkeit durch unsere Speiseröhre und nicht durch die Luftröhre, also – glücklicherweise – nicht an den Stimmbändern vorbei.
Dennoch ist es so, dass die Wärme der Flüssigkeit bis zum Kehlkopf ausstrahlt und gut tun kann. Zudem profitieren durch Flüssigkeitszufuhr alle Schleimhäute in unserem Körper und werden befeuchtet, also auch die, die unsere Stimmbänder umgeben. Das kann während des Stoffwechselprozesses dauern, bringt also für den Moment nichts und generell auch dann nichts, wenn die Raumluft trocken ist und daher der Hals doch immer wieder austrocknet.

Besser als Soforthilfe:
Ein Nasenspray mit Meersalz, das angenehm befeuchtet oder
Inhalieren, das geht zum Beispiel auch ganz einfach, indem Sie den Dampf Ihres Tees einatmen. Salbei hilft am besten.

3. Die Korkenübung verbessert Ihre Artikulation

  • Achtung: Die Korkenübung
  • versteift Ihren Kiefer
  • sorgt für ein Zurückstellen der Zunge, sodass danach die deutliche Artikulation des „s“ beeinträchtigt ist undverengt Ihren Rachenraum, sodass Ihnen Klangfülle genommen wird.
    Was ist die Korkenübung überhaupt? Sie stecken sich einen ganz normalen Korken zu max 1/3 – eher weniger – zwischen Ihre Schneidezähne und sprechen einen kurzen Text. Danach nehmen Sie den Korken wieder raus und siehe da: Ihnen fällt es auf einmal ganz leicht, Ihren Mund weiter zu öffnen und deutlicher zu artikulieren. Allerdings nur für etwa 10 Sekunden, das „s“ ist unsauber und zusätzlich spüren Sie vermutlich am hinteren Kiefer Spannungsgefühle, da der Mund ungewohnt und mit Gewalt geöffnet wurde. Das sehen Sie auch an den Zahnabdrücken am Korken. So stark war die Kraft des Kiefers, der sich schließen wollte. Außerdem: Wenn der Mund auf einmal vorne so weit aufgemacht wird, verengt sich hinten der Rachenraum. Und der soll weit sein für einen angenehmen Klang. Die Korkenübung sollten Sie nur machen, wenn Sie keine Probleme mit Ihrem Kiefer und mit Ihrem „s“ haben und sowieso schon einen vollen Stimmklang haben.

Besser: Massieren Sie Ihren Kiefer rechts und links vom Ohr bis zum Mund in kreisenden Bewegungen sanft aus, gähnen Sie genüsslich und machen dabei den Mund weit auf, putzen Sie danach mit Ihrer Zunge Ihre Zähne oben und unten. Danach stellen Sie sich beim Sprechen vor, dass ein Tischtennisball in Ihrem Rachen liegt. So öffnet sich Ihr Rachen, Ihr Stimmklang wird voller.

Bei allen Tipps, die Sie erhalten, merken Sie selbst, ob sie Ihnen helfen.
Vertrauen Sie sich und Ihrem Körper: Sobald Sie spüren, Ihr Kiefer verspannt, Ihr Stimmklang verbessert sich nicht, eine Übung tut Ihnen nicht gut, hinterfragen Sie sie. Das unter dem Vorbehalt: Neues fühlt sich zunächst ungewohnt an und muss daher nicht zwingend schlecht sein. Doch Hinterfragen ist mehr als erlaubt und notwendig für den Erfolg. Denn nur dann setzen Sie auch um.
Und jetzt viel Spaß mit wohltuendem Dampf, Ausatmen und genüsslichem Gähnen.