„Ich muss weg“ – Gespräche beenden Teil 2

Manche Gesprächspartner machen es uns schwer. Sie reden und reden und reden. Moment … sind es wirklich unsere Gesprächspartner, die an der nicht enden wollenden Unterhaltung „Schuld“ sind? Oft sind es unbewusst wir selbst: Entweder senden wir Zuhörsignale oder wir scheitern deshalb, weil wir das Gespräch in Wirklichkeit gar nicht beenden wollen. Dazu haben Sie in Teil 1 ausführlicher gelesen. Ist Ihr Wille, das Gespräch zu beenden vorhanden und es fällt Ihnen trotzdem schwer, das ins Gespräch vertiefte freudige Gegenüber zum Ende zu führen, helfen Ihnen folgende Tipps.

Erzeugen Sie bei Ihrem Gesprächspartner den Gedanken an das Gesprächsende
Ihr Gegenüber ist komplett vertieft und denkt gerade an seine Inhalte, an sich, an Sie. Ihn jetzt zu unterbrechen mit „Das ist interessant, nur gerade habe ich keine Zeit und möchte noch ein paar Dinge erledigen.“ ist ein ruppiger Übergang bzw. gar kein Übergang. Stellen Sie sich mal vor, Sie sind gerade voll im Thema, erzählen über Ihren neuen Job und dann kommt vom anderen direkt der Satz zur Verabschiedung. Nicht sehr angenehm. Um das zu vermeiden, bauen Sie eine kleine einfache Brücke, die zeigt: Ich habe verstanden. Ich finde es auch interessant. Und ich finde auch, dass es wichtig ist. Sie gehen zunächst vor wie in Teil 1 beschrieben und fassen wohlwollend zusammen:

„Ja, absolut, es gibt sehr viele Probleme, die es in diesem Bereich zu bearbeiten gilt. Und wie Sie sagen, da gibt es zum einen die Politik, die handeln muss und zugleich auch uns als Einzelne, die Verantwortung tragen.“

Jetzt – damit Sie dadurch nicht zum Weiterreden einladen – ergänzen Sie sofort:

„Dieses Thema ist ein weites und wichtiges Feld, wir könnten darüber sicher noch lange reden, aber – “

Sie haben vorher selbst gesprochen, also führen Sie gerade scheinbar nicht Ihr Gegenüber, sondern nur sich selbst zum Ende. Zusätzlich endet der Satz absichtlich offen und unvollständig: „aber – “. Sie bleiben mit der Stimme oben. Das bedeutet in unserem Sprachraum, dass der Satz weiter gehen muss. Da Sie ihn selbst nicht zu Ende sprechen, übernimmt das Ihr Gegenüber gedanklich und denkt zum Beispiel: „ – das würde jetzt zu lange dauern“ oder „ – das tun wir jetzt nicht.“ Somit haben Sie in ihm schon mal den eigenen Gedanken daran erzeugt, das Gespräch zu beenden. Das ist gut, denn „nicht“ zu denken und „ja“ – also weiterzusprechen – zu tun, erzeugt in unserem Gehirn Stress. Also kann es gut sein, dass Ihr Gesprächspartner jetzt selbst zur Verabschiedung einleitet, ohne dass Sie es gesagt haben: „Das ist tatsächlich ein weites Feld und führt jetzt zu weit….“

Falls nicht, haben Sie alleine mit dem Gedanken daran schon eine gute Brücke gebaut für die weiteren beiden Varianten, die Sie entweder anschließen oder getrennt anwenden können:

Wechseln Sie in die Vergangenheit
Nehmen wir dafür ein anderes weit verbreitetes Beispiel und gehen von einem Vielredner aus, der erzählt und erzählt: Er hat Freude daran, en detail zu berichten, welchen Hobbies er nachgeht oder wie viel Sport er macht. Er ist vollkommen vertieft. Holen Sie ihn da raus und schieben Sie das Gespräch aus der Gegenwart in die Vergangenheit. Zum Beispiel in Kombination mit einem Kompliment:

„Sie machen ja sehr viel Sport, auch ungewöhnliche Sportarten. Das finde ich toll, etwas für sich zu tun. Davon könnte ich mir auch etwas abschauen, insofern hat es sich schon gelohnt Sie zu treffen. Das war interessant.“

Durch das Kompliment fühlt sich Ihr Gesprächspartner wert geschätzt und verstanden, sodass sein Bedürfnis nach positiver Selbstdarstellung sinkt. Er hat es sozusagen nicht mehr „nötig“, sich mit weiteren Ausführungen zu beweisen. Und Achtung: Es geht hier nicht darum, irgendeinen Blödsinn vorzulügen. Sie picken sich etwas aus seinen Erzählungen heraus, das Sie tatsächlich interessant fanden. Und da gibt es fast immer irgendetwas. Zusätzlich zeigen die Vergangenheit anzeigenden Worte „war“ oder „hat“ an, dass die Unterhaltung für Sie schon in der Vergangenheit liegt. Und das auf ganz selbstverständliche Weise, sodass es sich für beide ganz natürlich anfühlt.
Bei hartnäckigen Gesprächspartnern nutzen Sie mehrere Vergangenheitsformen hintereinander:

„Das war jetzt eine schöne Abwechslung und interessant, ich habe mich gefreut Sie hier zu treffen….“

Wichtig ist, dass sich die Vergangenheitsform auf das Gespräch selbst bezieht und nicht etwa auf die echte Vergangenheit, die davor liegt: „Das war interessant, denn wir haben uns ja schon lange nicht gesehen.“ Hier bezieht sich der letzte Satzteil auf die Vergangenheit vor dem Gespräch, bringt also nichts. Zusätzlich regt sie auch noch zum Weiterreden an: „Ja, stimmt, wie lange ist das her?“ ….
Also immer beim Gespräch selbst bleiben.

Wechseln Sie in die Zukunft
Diese Methode funktioniert hervorragend – ich wende Sie sowohl privat an, wenn ich mich von Freunden und Bekannten verabschiede, als auch geschäftlich, wenn nach einem Meeting die Kunden oder Geschäftspartner noch länger ins Plaudern kommen. Hier hilft es, den Fokus der Beteiligten vom Gespräch wegzulenken, und zwar auf das, was bei ihnen danach noch ansteht und zu tun ist. Damit der Übergang nicht zu ruppig ist, empfehle ich die Kombination mit der vorher beschriebenen Vergangenheitsform:

„Das war jetzt schön, dass wir uns mal wieder gesprochen haben. Was machst du heute noch?“ oder

„Ich bin erleichtert, dass das Meeting so gut verlaufen ist und es war auch schön, dass wir uns jetzt darüber noch austauschen konnten. Fahren Sie jetzt direkt in den Feierabend oder haben Sie noch zu tun?

Subtil genug?
Ich habe alle Varianten wild ausprobiert und eine Freundin sagte zu mir am Telefon: „Das ist schon höflich, aber ich merke es trotzdem, wenn du zum Ende kommen möchtest. Brauchst gar nicht zu denken, dass ich das nicht merke.“ Wir haben beide gelacht. Und es ist eine super Rückmeldung. Der andere soll ja merken, dass es jetzt Zeit ist für ein Gesprächsende. Sonst kommen Sie ja nicht zum Ende. Im Idealfall verabschieden Sie sich beide und Sie lassen den anderen nicht einfach stehen oder legen auf. Es geht nur darum, dass Sie es auf eine Art und Weise machen, mit der sich Ihr Gesprächspartner wohl fühlt und Sie sich selbst auch. Deshalb schauen Sie, welche Varianten zu Ihnen persönlich passen und welche Sie miteinander kombinieren möchten. Ich selbst zum Beispiel mag es, nach der Vergangenheitsform zum Ende hin noch zu sagen, was ich jetzt tun möchte, z.B. „Ich werde mich jetzt mal weiter mit meinem Blogartikel beschäftigen und weiter schreiben.“ Das ist ehrlich, passt zu mir und das, was mir am leichtesten über die Lippen geht.

Wenn Sie noch nach weiteren Varianten suchen, die zu Ihnen passen – hier finden Sie sie, es wird noch Gespräche beenden – Teil 3 geben.